Bei diesem als Zungen-Weiterreißversuch bezeichneten doppelten Weiterreißversuch wird die Weiterreißkraft mit Hilfe einer zungenförmigen Probe bestimmt. Die Weiterreißkraft ist dabei die Kraft, die erforderlich ist, um einen vorhandenen doppelten Riss fortzusetzen, wenn die Kraft parallel zum Schnitt eingeleitet wird und das Gewebe in Richtung der eingeleiteten Kraft reißt. 

Dieses Verfahren wird hauptsächlich an gewebten Textilien durchgeführt, kann aber auch auf nicht gewebte Textilien angewendet werden (mit den gleichen Einschränkungen, wie sie nachfolgend für gewebte Textilien genannt werden). Das Verfahren ist jedoch nicht anwendbar auf gewirkte Textilien oder Elastikgewebe. Die Kraft, die zur Fortsetzung beider Risse über einen gewissen Weg benötigt wird, wird bei konstanter Geschwindigkeit bestimmt. Die Weiterreißkraft wird aus den Kraftmaxima berechnet.

Prinzipiell werden in eine rechtwinklige Probe zwei parallele Schnitte, die durch einen weiteren Schnitt im rechten Winkel verbunden sind, eingebracht. Die Zunge wird in den oberen Spannkopf eingespannt und die verbleibenden beiden Teile der Probe werden symmetrisch in den unteren Spannkopf eingespannt, so dass beide Schnitte jeweils parallele Linien bilden. Dann wird eine Kraft in Richtung der Schnitte eingeleitet, so dass zwei parallele Risse simuliert werden. Zur Aufzeichnung der Prüfung empfehlen wir ein intelligentes Datenerfassungssystem mit einer hohen Datenerfassungsgeschwindigkeit. Dabei handelt es sich um die Übertragungsgeschwindigkeit zum PC, die 100 Hz oder mehr betragen sollte, damit alle Maxima und Minima erfasst werden.

Für diese Prüfung empfehlen wir pneumatische Spannzeuge mit gummibeschichteten Klemmbackeneinsätzen, die in eine Zugprüfmaschine eingebaut werden. Ein manuelles Spannzeug kann zwar auch eingesetzt werden, viele Anwender bevorzugen jedoch ein pneumatisches Spannzeug, das höhere Bedienerfreundlichkeit, bessere Produktivität und bessere Wiederholbarkeit bietet. Ein pneumatisches Spannzeug ermöglicht die Vorgabe eines bestimmten Spanndrucks, während ein manuelles Spannzeug vom einzelnen Bediener abhängig ist (wobei die Klemmkraft von einem Bediener zum nächsten unter Umständen weniger wiederholbar ist). Außerdem hat sich gezeigt, dass der Spanndruck und die Ausrichtung der Probe bei diesen Prüfungen sehr wichtig sind. Ein zu hoher Spanndruck kann dazu führen, dass die Probe zu früh bricht, während ein zu niedriger Spanndruck zum Rutschen der Probe oder zum Bruch der Probe an den oder in der Nähe der Klemmbackeneinsätzen führt. Normalerweise werden die Spannzeuge in Einsäulen- oder Zweisäulenprüfmaschinen in Tischausführung eingebaut. Mit Prüfsoftware wie z.B. Bluehill® 2 können Probendaten eingegeben, Prüfparameter vorgegeben, die gewünschten Ergebnisse und Statistiken automatisch berechnet und Prüfprotokolle erstellt werden - komplett in Übereinstimmung mit den Anforderungen der Norm.

Wir empfehlen, genauere Informationen zur Prüfvorrichtung und den erforderlichen Prüfergebnissen in der ISO13937-4 nachzulesen.

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